Hallo ihr Lieben!

Jawoll, es ist schon wieder Freitag! Newsletterzeit!  

Heute ist ja der Entschluss gefasst worden, dass es noch eine Zeit dauern wird, bis wir wieder in die Schule, den Kindergarten, in Restaurants, Kinos, den Tierpark oder mit Freunden zusammen auf den Spielplatz gehen dürfen. Das ist eine harte Entscheidung, die uns traurig macht. Ihr vermisst bestimmt eure Freunde, ErzieherInnen, eure LehrerInnen. Manche vermissen Oma und Opa und einige haben vielleicht auch Sehnsucht nach Balu, Amigo, Luc, Lotte oder unseren Kaninchen. Wir vermissen euch auf jeden Fall und freuen uns auf ein Wiedersehen. Bis dahin nehmen wir Rücksicht und passen auf uns und andere auf. So ist das halt im Leben: Da läuft nicht alles so, wie wir uns das wünschen. Wir müssen dann schauen, dass wir das Beste daraus machen. Macht weiter das Beste aus jedem Tag!!!

So, jetzt ein paar Neuigkeiten:  

Vielleicht haben einige von euch bei einem Spaziergang oder einer Radtour schon einmal Störche gesehen. Man sagt ja, die Störche würden die Babys bringen. Das ist natürlich Quatsch. Aber die Störche können ja nichts dazu, dass man so einen Unsinn über sie erzählt. Ich finde Störche wunderschöne Vögel. Und stellt euch vor: Zwei Störche sind in der letzten Zeit immer wieder auf unserer großen Trauerbuche neben unserem Haus gelandet und haben dort oben angefangen zu klappern. Störche klappern mit ihren Schnäbeln ganz schön laut. Deshalb sagt man auch „Klapperstorch“ zu ihnen. Dieses Klappern ist sozusagen ein Hochzeitstanz für sie. Das Storchenpärchen zeigt sich so, dass es den anderen ganz toll findet. Balzen nennt man das. Auf unserer Trauerbuche wurde also ordentlich gebalzt. Und da haben wir zusammen mit unserem Nachbarn Josef überlegt: Es wäre doch schön, wenn die Störche auf dem Baum auch ein Nest bauen könnten. Störche bauen ihre Nester immer ganz weit oben auf einer Plattform, zum Beispiel auf einem Schornstein. Das habt ihr vielleicht ja auch schon einmal gesehen. Am Prickingshof gibt es beispielsweise einige Nester. Mit Hilfe von einem Baumkletterer und dessen Großvater haben wir jetzt ein Gerüst für eine Plattform auf unserem Baum. Das war ganz schön spannend, wie der Baumkletterer Hendrik diesen riesigen Baum hoch geklettert ist. Mir wurde schon beim Zusehen schwindelig. Hendrik hat sich zwar immer gut gesichert und hat auch einen Helm getragen, aber ich hatte trotzdem Angst um ihn. Hendrik hat das aber total sicher gemacht. Er ist ein echter Profi. Er hat sogar ganz oben auf dem Baum gesägt und das Gerüst zusammengebaut. Die schwere Plattform (das wird wahrscheinlich ein altes Wagenrad sein) kann er aber natürlich nicht den Baum hinauftragen. So ein Wagenrad kann eine Person allein gar nicht anheben. Und deshalb kommt bald ein Hubsteiger von der Firma Honert mit dessen Hilfe wir das Rad auf das Gerüst bekommen. Ich mache von dieser Aktion auf jeden Fall Fotos, die ich euch dann entweder persönlich zeigen kann oder euch im Newsletter schicke. Von der Firma Honert finde ich es total nett, denn sie kommen mit ihrem Hubwagen kostenlos; einfach so, weil sie Störche mögen. Ja, und dann hoffen wir, dass spätestens im nächsten Jahr Herr und Frau Storch ein Nest dort bauen, Eier legen und kleine Störche schlüpfen.

Die zweite größere Aktion war der Bau von Kalles Badewanne. Wir haben für Kalle – ihr erinnert euch: Das Alpaka, das so gerne badet – eine alte Teichwanne organisiert. Janik, das ist Annes Freund, hat sofort begonnen, die Teichwanne für Kalle einzugraben. Das war bei der Hitze ganz schön schwere Arbeit. Die Wanne sieht im Alpakagehege auch richtig toll aus; fast wie ein echter Pool. Aber: Kalle findet sie bisher doof. Er hat noch nicht ein einziges Mal in ihr ein Bad genommen. Er, die anderen Alpakas und Schafe trinken mit Genuss aus der Teichwanne, aber Baden? Fehlanzeige! Wir warten mal noch ein paar warme Tage ab, ob sie sich daran gewöhnen. Wenn  nicht, dann müssen wir wohl wieder das Unterteil von dem Kaninchenstall hervorholen und mit Wasser füllen. Außerdem habe ich mir vorgenommen, wieder die „Dusche“ zu installieren. Einige von euch können sich vielleicht erinnern, dass wir im hinteren Teil des Paddocks an heißen Tagen immer eine „Dusche“ hatten. Ein Teil des Duschwassers ging auf den Paddock der Pferde und ein Teil ging in das Alpakagehege. Das fanden Ponys und Alpakas klasse. Sie haben sich regelmäßig zum Abkühlen kurz unter die „Dusche“ gestellt. Dazu sollen sie auch dieses Jahr wieder Gelegenheit bekommen. Ich muss nur noch den Schlauch austauschen. Denn auf den alten Schlauch hat Kasper mit seinen Hufeisen getreten und ihn so durchlöchert. Der Schlauch liegt entlang dem Tor zum Reitplatz. Wenn ich jetzt das Wasser anstelle, dann wird der Platz vor dem Tor zur Dusche, und wir haben vor und hinter dem Tor ein Schlammbad. Ihr seht: Auf einem Hof gibt es immer was zu tun.

Nachdem ich euch von Neuigkeiten berichtet habe, möchte ich euch noch etwas zu einer Frage schreiben; nämlich zu der Frage, die fast alle stellen, wenn sie zum ersten Mal zu uns auf den Hof kommen: „Wo sind denn die Pferdeställe? Die Boxen für die Pferde?“

Ihr wisst es jetzt: Die Pferde leben bei uns das ganze Jahr über draußen auf dem Paddock. Sie haben dort ein Zelt, in dem sie sich unterstellen können und ein Waldstück, in dem es immer schattig ist. Die Pferde dürfen jeder Zeit Heu essen und können in der Ecke hinter dem Reitplatz Wasser trinken. Das Wasser steht extra weit entfernt vom Heu. Denn Pferde sollen sich – so wie Menschen ja auch – bewegen. Im letzten Newsletter habe ich geschrieben: Wer sich nicht bewegt, wird dick und traurig. Das ist bei Tieren auch so. Deshalb haben alle Tiere bei uns große Ställe, in denen sie Platz zum Spielen und Toben haben. Unsere Pferde toben und spielen viel zusammen. Das habt ihr ja auch in einem Video gesehen. Manchmal spielt sogar noch unser Opi Bonni mit. Er ist mit seinen 27 Jahren aber wirklich ein echter Opi. Als Mensch wäre er so etwa 90 Jahre alt. Und 90jährige Menschen toben natürlich nicht mehr so wild wie Kinder und Jugendliche.  

Pferde toben und spielen auch nachts. Sie schlafen nicht so lange am Stück wie wir Menschen. Das wisst ihr ja. Manchmal rennen sie nachts so wild umher, dass Anne davon wach wird. Sie stehen aber auch nachts (und tagsüber natürlich auch) oft da und dösen zusammen (chillen nennt man das bei uns Menschen), kraulen sich das Fell oder gehen gemeinsam zum Trinken. Das könnten sie alles nicht machen, wenn man sie alleine in eine Box sperren würde. Dann ginge es den Pferden noch schlechter als uns in Corona-Zeiten. Denn wir sind ja nicht allein in einem Haus oder einer Wohnung. Wir wohnen ja alle zusammen mit unserer Familie. Und in unseren Wohnungen gibt es mehrere Zimmer. Eine Box ist für ein Pferd aber alles in einem: Esszimmer, Toilette und Schlafzimmer.

Wisst ihr, was meiner Meinung nach viele Menschen bei Tieren falsch machen?  

Wir Menschen denken oft: Was wir schön finden, dass finden auch Tiere schön. Also: Wenn ich gerne 8 Stunden in einem Bett liege, dann möchte mein Pferd´auch gerne 8 Stunden in einem Strohbett liegen. Das möchte ein Pferd aber nicht. Ein Pferd ist ganz anders als wir. Ein Pferd würde in der freien Natur von seinen Feinden gefressen, wenn es so lange und so tief schlafen würde wie wir Menschen. Deshalb reicht es Pferden, wenn sie im Stehen ein paar Minuten Dösen, um wieder munter und voller Energie zu sein. Oder wir Menschen denken, dass Pferde so wir wir gerne drei Mahlzeiten am Tag hätten. Nein, wenn Pferde so essen würden wie wir, dann bekämen sie dolle Bauchschmerzen, also eine Kolik. Ein Pferdemagen ist recht klein und kann nur schlecht große Mengen Futter auf einmal verarbeiten. Deshalb fressen Pferde fast den ganzen Tag über, aber immer nur kleine Mengen. Sie knabbern ständig Heu, aber immer nur ein paar Halme auf einmal. Wenn wir uns den Bauch so richtig vollgeschlagen haben, dann legen wir uns am liebsten auf´s Sofa und „hängen erst einmal ab“. Verdauungsschläfchen sagen wir dazu. Das wäre für ein Pferd in der Natur viel zu gefährlich. Ein Pferd muss immer bereit zur Flucht sein, denn es könnte jederzeit ein Raubtier kommen, und es fressen wollen.  

Wir denken zum Beispiel auch, dass alle Tiere so gerne kuscheln wir wir. Wir finden es meist toll zu schmusen und uns in den Arm zu nehmen. Bei Kaninchen sieht das aber zum Beispiel ganz anders aus. Kaninchen können in der freien Natur nur überleben, wenn sie jederzeit schnell wegrennen können, um sich in ihrem Bau zu verstecken. Wenn wir sie hochnehmen und festhalten, dann haben Kaninchen erst einmal Stress. Sie fühlen sich nicht warm und geborgen. Deshalb sagen wir ja immer: „Ihr müsst Geduld haben, bis die Kaninchen zu euch kommen.“  

Und im Grunde denken wir bei anderen Menschen manchmal auch so. Wenn ich keine Angst vor Pferden habe, kann ich nicht verstehen, warum andere doch Angst vor Pferden haben, und lache sogar manchmal darüber. „Angst vor Pferden“ ist natürlich nur ein Beispiel. Wenn ich rechnen total einfach finde, kann ich nicht verstehen, warum mein Mitschüler damit solche Schwierigkeiten hat. Wenn ich Schalkefan bin, ist es mir unbegreiflich, wie jemand BVB lieben kann. Wenn ich eine Wasserratte bin und am liebsten den ganzen Sommer im Freibad verbringe, habe ich kein Verständnis dafür, dass andere sich noch nicht einmal bis zu den Knien ins Wasser wagen. (Wenn ich überzeugte Vegetarierin, überzeugte Katholikin, überzeugte Kommunistin, Marathonläuferin, Yogaanhängerin bin, dann …. Auch Erwachsene finden bestimmt viele Beispiele) Nicht alles, was ich schön finde und nicht alles von dem ich überzeugt bin, ist auch für andere schön und überzeugend.  

Aber: Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann und: Wer einen festen Standpunkt hat, hat einen eingeschränkten Horizont. Henri Ford (das ist der, der das Automobile mit erfunden hat) wurde einmal nach dem Rezept seines Erfolges gefragt. Seine Antwort; „Erfolg hat, wer versteht den Standpunkt des anderen einzunehmen.“  

Tiere helfen uns dabei, den eigenen Standpunkt nicht zum Maßstab aller Dinge zu erheben, sondern immer wieder zu fragen: Wie erlebt das Tier (mein Mitmensch) die Situation? Wie sieht die Welt aus dem Blickwinkel eines Pferdes, eines Hundes, eines Kaninchens, einer alten Frau, eines Menschen im Rollstuhl, eines jungen Mannes aus Syrien oder eines ____________aus …?

Zum Schluss noch eine Neuigkeit:

Unsere Nachbarkinder richten einen „Online-Shop“ ein. Dort verkaufen sie bunte Steine, bemalte Hufeisen und nette Basteleien an. Dort kann man aber zum Beispiel auch einen Kuchen bestellen. Die Waren werden dann geliefert. So kommt es zu keinem Kontakt. Der Kunde legt das Geld vor die Tür und die Hufeisen, die Steine oder den Kuchen bekommt er auch vor die Tür gestellt. Der Erlös des „Shops“ geht an „Ärzte ohne Grenzen“. Denn „Ärzte ohne Grenzen“ benötigt im Moment viel Spenden, damit sie Menschen mit Corona in Ländern, in denen es zu wenige Krankenhäuser und Ärzte gibt, helfen können.  

Ich freue mich auf ein Wiedersehen! Bis dahin bleibt gesund, passt auf euch und andere auf und habt so viel Spaß wie erlaubt möglich ist!  

Petra und die anderen Forsthäusler