Hallo zusammen!

In diesem Newsletter möchte ich Fragen beantworten, die ihr des Öfteren gestellt habt. Ich freue mich immer, wenn ihr Fragen stellt. Ein ziemlich kluger Mensch – er heißt Eric Kandel und er ist Psychiater, Psychologe, Neurowissenschaftler, Verhaltensbiologe und Biochemiker. Vor 20 Jahren hat er den Nobelpreis in Physiologie und Medizin bekommen. Einen Nobelpreis bekommt man nur, wenn man etwas ganz, ganz Besonderes entdeckt und erforscht hat. Also, dieser Mann, Eric Kandel, wurde gefragt, warum er denn so klug geworden ist. Seine Antwort: „Meine Mutter hat mich früher, wenn ich aus der Schule gekommen bin, nicht gefragt:“Na, was hast du heute Schlaues geantwortet.“ Sie hat gefragt: „Und, welche Frage hast du heute gestellt?“ Ich bin sicher: Es gibt keine dummen Fragen! Nur dumme Antworten. Ich hoffe, meine Antworten sind nicht all zu dumm (-;

Eine Frage, die viele von euch stellen: „Wieso ist Jack jetzt Chef?“ oder als Bonni noch lebte: „Warum ist Bonni Chef?“

Viele denken, das größte Pferd einer Herde ist Chef. Bonni ist der Beweis dafür, dass diese Vermutung falsch ist. Bert ist definitiv größer als Bonni, und Bert ist eher rangniedrig. Rangniedrig heißt, dass die meisten anderen Pferde ihn wegschicken dürfen. In Berts Fall sind Jack, Balu, Kasper und Jou ranghöher. Sie dürfen Bert wegschicken und vor ihm essen und trinken.  

Eine andere Vermutung ist, dass das älteste Pferd Chef der Herde ist. Das passte in Bonnis Fall. Aber Jack gehört zu den jüngeren Pferden in unserer Herde. Balu ist jetzt der Älteste, aber Jack darf Balu wegschicken.  

Schauen wir uns einmal die Aufgaben eines „Chefs“ an. Ein Chef ist so eine Art Bestimmer. Das gilt für eine Pferdeherde, aber auch für eine Firma, eine Schule, das gilt  nahezu für alle Gruppen. Wenn ein „Bestimmer“ aber immer nur Quatsch bestimmt, und beim Bestimmen immer nur an sich denkt, dann ist das nicht gut. Ein solches „Bestimmen“ führt zum Chaos. Das sehen wir gerade an Amerika. Donald Trump war Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, also der Chef von Amerika. Donald Trump war ein ganz schlechter Chef. Er hat nur an sich gedacht und wollte immer der Größte sein. Deshalb hat er sogar gelogen und andere schlimme Sachen gemacht. Wenn ihr die Nachrichten gesehen habt, dann wisst ihr, dass es deshalb in Amerika im Moment sehr chaotisch ist. Also, ein Chef darf auf keinen Fall nur an sich denken. Er muss die ganze Gruppe im Blick haben. Denn ein Chef hat die Verantwortung für die ganze Gruppe. Also, wenn Jack zum Beispiel der Meinung ist, dass Gefahr droht und davon galoppiert, dann werden Amigo, Balu, Jou, Bert und Kasper ihm folgen. Sie vertrauen darauf, dass Jack die richtige Richtung einschlägt und Jack die Situation richtig einschätzt. Wenn Jack alle 5 Minuten meinen würde, dass Gefahr droht, dann würden unsere Pferde nur noch galoppieren. Und dann wären sie bald nass geschwitzt, außer Atem und groggi. Den Schweiß könnten Raubtiere aus der Ferne wittern und müde Pferde wären eine leichte Beute. Ihr seht: Ein Chef muss gute, verantwortungsvolle Entscheidungen treffen. Einfach immer ohne triftigen Grund flüchten ist dumm und bringt die Herde in Gefahr. Deshalb müssen Chefs weise sein. Sie müssen in der Lage sein, Verantwortung zu tragen und gute Entscheidungen zu treffen. Chef einer Firma wird zum Beispiel ja auch nicht der mit den meisten Muskeln, sondern der mit dem meisten „Grips“ im Kopf; derjenige, der sich auskennt und der gute Entscheidungen treffen kann. Gute, verantwortungsvolle Entscheidungen zu treffen, dazu braucht es nicht zwingend Größe, Muskeln oder ein bestimmtes Alter. Dazu braucht es Ausstrahlung und so etwas wie Weisheit. Ich kenne kleine Schettlandponys, die Chef über eine Herde Shirehorses sind. Shirehorses sind die größten Pferde der Welt. Die Schettis sagen den Großen, wo es lang geht. Es kommt nicht auf körperliche Größe an, sondern auf ein „großes Herz“.  

Einige fragen, ob die anderen Pferde nicht traurig sind, weil sie nicht Chef sein dürfen. Ich glaube: Nein! Chefsein ist nämlich anstrengend. Ein Chef trägt die Verantwortung für die Gruppe. Er bestimmt, wo es lang geht. Es gibt Pferde, die wären mit dieser Verantwortung völlig überfordert. Bert zum Beispiel ist heil froh, dass Jack sagt, wo es lang geht und er einfach folgen darf. Er ist froh, wenn er Verantwortung abgeben darf.  

Und so sind Pferde auch froh, wenn sie die Verantwortung an uns Menschen abgeben dürfen. Wenn Pferde mit uns unterwegs sind, dann können sie darauf vertrauen, dass sie bei uns in Sicherheit sind. Sie können sich darauf verlassen, dass es  stimmt, wenn wir sagen, dass zum Beispiel der LKW, der Hund, der Regenschirm, die Plastikplane am Wegesrand und andere „Ungetüme“ ungefährlich sind. Sie können uns vertrauen und müssen nicht selbst entscheiden, ob sie nicht doch lieber die Flucht ergreifen sollen. Pferde, die selbst entscheiden müssen, ob LKW, Hund, Regenschirm und Co so gefährlich sind, dass sie flüchten müssen, sind gestresst. Und ein flüchtendes Pferd kann sich und uns Menschen in Gefahr bringen.  

Jetzt fragt ihr euch natürlich, wie ihr für Amigo, Balu und Co ein guter Chef werden könnt. Darüber wurden schon unzählige Bücher geschrieben, und vielleicht nächste Woche ein eigener Newsletter (-; Nur so viel: Ein Chef geht stolz und aufrecht. Wer mit hängenden Schultern daherschleicht, dabei die ganze Zeit den Kopf hängen lässt und schlurft als hingen Gewichte an seinen Füßen, also einem solchen Menschen traut man Führungsqualitäten eher nicht zu. Also: Kopf hoch, aufrecht gehen und stehen und lächeln. Außerdem ist es ganz wichtig, dass sich ein Chef auf seine Aufgabe konzentriert. Spielen am Handy, in die Gegend glotzen und mit den Gedanken eine Einkaufsliste erstellen, das geht nicht! Das darf ein Chef einer Firma in Verhandlungsgesprächen nicht machen. Das darf aber auch kein Chef, der mit einem Pferd unterwegs ist, machen. Ein Chef sollte seine ganze Aufmerksamkeit auf seine Aufgabe richten. Denn er trägt ja die Verantwortung.  

Das ist so ähnlich als wenn ihr durch einen dunklen Wald gehen sollt. Mit Mama oder Papa an eurer Seite fürchtet ihr euch wahrscheinlich gar nicht. Denn ihr wisst: Die beiden passen auf mich auf. Müsstet ihr allein durch einen dunklen Wald gehen, dann wäre das wahrscheinlich schon ziemlich gruselig für die meisten von euch. Und wenn ihr zusammen mit einer Freundin gehen müsstet, die auch total Angst hat, dann würdet ihr euch gegenseitig in eure Ängste reinsteigern und ihr würdet hinter jedem Baumstamm einen Tiger, Monster, Räuber oder Schlimmeres vermuten. Wenn wir mit Pferden zusammen sind, dann müssen wir diejenigen sein, denen das Pferd Vertrauen schenken mag.  

Fragt euch einmal, wem ihr euer Vertrauen schenkt. Ehrlich gesagt, vertrauen wir nicht so gerne den Muskelprotzen und Angebern. Klassensprecher wird nicht automatisch der mit dem größten Bizeps. (Bizeps, so heißt dein Muskel im Oberarm). Auch uns Erwachsenen tut es zwischendurch gut, uns zu fragen, wem wir unser Vertrauen schenken mögen? Den Politikern, die mit ihren „Muskeln“ protzen und uns „XY first“ versprechen? Oder lieber doch die, die etwas besonnenere Politik machen, die sich durch Weit- und Rundumblick auszeichnen? Eure Frage „Warum ist XY Chef?“ ist nicht nur in Bezug auf Pferdeherden eine sehr wichtige Frage.

Okay, nun noch schnell ein paar News, denn dies ist ja ein „Newsletter“. Sprotte geht es in ihrer neuen Heimat gut. Sie hat sich dort mit den drei Islandpferden angefreundet, und ganz besonders liebt sie Snowy, den Spitz der Familie. Die beiden sind „best friends“, wie man sagt. Sprotte macht zwar immer noch viel Quatsch, aber das ist in ihrem neuen Zuhause nicht soooo schlimm, weil in der Familie alle erwachsen sind, und niemand Angst bekommt, wenn sie einen anspringt und spielerisch an den Händen nagt.  

Ich möchte aber gerne einen zweiten Hund. Und so haben wir uns entschieden, einen Hund aus dem Tierschutz ein neues Zuhause zu geben. Am 23. Januar wird Tilda aus Spanien in Deutschland ankommen. Mehr verrate ich euch noch nicht. Das erste Foto soll eine Überraschung werden. Viel könnte ich auch noch nicht verraten, denn ich weiß auch noch nicht viel über Tilda. Auf jeden Fall wird für Tilda alles neu sein.

Eines unserer Hühner – Henrike – besucht mich jetzt regelmäßig in der Küche. Henrike pickt gegen die Scheibe, dann möchte sie herein und ein paar Kekskrümel bekommen. Ich warte noch auf den Moment, in dem Henrike darauf besteht, dass ich ihm den Fernseher einschalte. Aber: Wir haben ja gar keinen Fernseher. Aber vielleicht möchte sie am PC „Petterson und Findus“ gucken. Das ist bestimmt ihre Lieblingssendung

Ich habe euch bereits die Einladung zu einem Malwettbewerb geschickt. Das Thema des Malwettbewerbs heißt: „Darauf freue ich mich am meisten!“. Greift zu Papier (DIN-A4) und Farben und malt, worauf ihr euch am meisten freut, sobald uns Corona keine Bestimmungen mehr auferlegt. Eure Werke könnt ihr bis zum 31.1.2021 bei uns abgeben. Wir machen aus euren Bildern Postkarten und einen Bildband. Der Erlös aus dem Verkauf der Karten und des Bildbandes sind für „Ärzte ohne Grenzen“ bestimmt. Die ersten Kunstwerke sind schon angekommen. Ich verrate nur so viel: Picasso (das war ein ganz berühmter Künstler) wäre vor Neid erblasst. Eure Kunstwerke wird sich Aziz Mahmud anschauen. Aziz ist auch ein Künstler, und er studiert mittlerweile im 5. Semester an der Kunstakademie in Münster. Selbstverständlich werden eure Bilder auch ausgestellt; virtuell und vielleicht sogar „in echt“.  

Ich wünsche euch, dass das, worauf ihr euch freut, bald „in echt“ stattfinden kann. Ich freue mich auf jeden Fall auf euch „in echt“.

Bis dahin habt so viel Spaß wie möglich, bleibt gesund und munter!  

Liebe Grüße: Petra und die anderen Forsthöfler